WhatsApp, der Hype und der Wechsel

messenger-combo

Bevor ich anfange, wieder ein Hinweis: Dieser Eintrag ist erhebt wieder mal keinen Anspruch auf hundertprozentige Richtigkeit und ist durchaus subjektiv.

Also gestern hat Facebook WhatsApp gekauft. Und darum geht jetzt der große Aufschrei los. Es geht hier nicht um die einzelnen Dienste, den jeder weiß, das Facebook die Daten der Nutzer für Werbung verwendet und verkauft, und jeder weiß, wie unsicher WhatsApp ist, weil Daten unverschlüsselt verschickt werden und es das komplette Telefonbuch kennt.

Bisher konnte man das ja gut trennen. Auf Facebook teilt man was man macht, und konnte bisher immer ablehnen, wenn die Facebook App nachfragte, ob du dein Telefonbuch nutzen möchtest, um Freunde zu finden. Jetzt kommt halt beides zusammen. Über WhatsApp hat Facebook nun theoretisch (!) die Möglichkeit an dein Telefonbuch zu kommen um somit noch besser die Daten vermarkten zu können.

Ich persönlich nutze WhatsApp ja auch, und habe damals nur aus Neugier damit angefangen. Und jetzt ist es halt einfach praktisch. Und Facebook nutze ich auch, denn ich habe einen gewissen Einfluss darauf, welche Daten von mir dort landen. Aus der Kombination beider Dienste habe ich das nicht mehr. Alle meine Kontakte, also eure Daten, können bei Facebook landen. Alles was ihr vor Facebook geheim halten wolltet, könnte – wieder nur theoretisch – bei Facebook landen. Ich möchte das nicht. Ich möchte nicht Schuld sein, wenn eure Daten dort landen. Und wie sieht es mit euch aus?

Natürlich ist das ganze Gehabe und Geschrei jetzt erst mal übertrieben, und wird aufgebauscht, aber am Ende ist doch was dran. Man sollte sich doch mal umsehen, ob es nicht Alternativen zu WhatsApp gibt. Und dich möchte “mal eben schnell” auf die Punkte eingehen die mir an einem Messenger gut bzw. schlecht erscheinen. Auch für Laien verständlich gemacht, wie ich hoffe.

Gut ist

  1. Eine Ende-zu-Ende Verschlüsselung. Hier werden Daten auf dem einen Handy verschlüsselt, über das Netz geschickt, und auf dem anderen Handy entschlüsselt. Dazwischen kann keiner was lesen. Schade für die NSA.
  2. Entkopplung von Telefonbuch, Telefonnummer oder Email. Wenn Dienste schon diese Informationen brauchen, um sie zu nutzen, gibt man eventuell schon zu viel Preis.
  3. Wenn die Daten über einen Server im Netz gesendet werden, und nicht direkt von Gerät zu Gerät, sollte man gucken, dass dieser nicht unbedingt in den USA oder Russland steht. Die EU ist gut, die Schweiz laut Hörensagen noch besser.

Was schlecht ist. Naja, halt das Gegenteil von dem, was gut ist. Lohnt sich nicht, das alles nochmal negiert aufzuzählen. Optional wird hier auch open source als positiver Punkt gesehen, weil dann jeder einsehen kann, was die App macht. Vielmehr möchte ich nun auf einige wenige Messenger eingehen, die gerade hoch gehandelt werden.

Threema

Der Entwickler ist ein Schweizer, und der Server steht auch dort. Punkt 3 erfüllt. Der Dienst erwartet von euch nichts. Ich bekommt eine Benutzer ID in der Länge von acht Zeichen. Diese reicht aus um euch zu identifizieren. Punkt 2 erfüllt. Das Problem ist hier, dass man dann jeden Kontakt Persönlich treffen müsste, oder die IDs austauschen müsste. Man kann aber auch in zwei Stufen, die Benutzerfreundlichkeit rauf und die Privatsphäre runter schrauben. Erst kann man seine Emailadresse eingeben, und kann so von jedem gefunden werden, der diese Emailadresse in seinen Kontakten hat. Als zweites kann man auch seine Telefonnummer angeben. Dann wird man von anderen auch über diese gefunden. Wenn man selber andere Leute über diese beiden Daten gefunden werden will, muss man Threema den Zugriff auf das eigene Telefonbuch gewähren. Was nicht unbedingt tragisch ist, denn alles wird hier verschlüsselt. Mit einer Ende-zu-Ende Verschlüsselung ist somit auch Punkt 1 erfüllt. Hey, das sind schon alle drei. Abschreckend ist für die meisten der Preis von 1,60€. Aber wie war das noch mit WhatsApp? 0,89€ im Jahr! Der Preis ist also nicht die Welt.

Threema für Android und iOS.

Telegram

Telegram soll WhatsApp sehr ähnlich sein. Icons, Smileys und der ganze Schnick-Schnack. Auch hier gibt es eine Ende-zu-Ende Verschlüsselung. Allerdings ist diese Verschlüsselung eine Eigenkreation, und kein öffentliche Technik, wie sie Threema nutzt. Wenn also nur der Entwickler die Technik kennt, kann er sie dann auch knacken? Man kann hier nur Vermutungen anstellen. Also ist Punkt 1 irgendwie erfüllt. Die Verbindung der Nutzer findet hier Über das Telefonbuch statt. Auch der Login und die Identifizierung passiert, wie bei WhatsApp über die Telefonnummer. Also das gleiche wie bei WhatsApp. Nur sicherer und ohne Facebook.

Telegram für Android und für iOS.

myENIGMA

Für den Login werden sofort Handynummer und Emailadresse fällig. Beides wird geprüft. Erst bekommt man einen Aktivierungscode per SMS, dann ein Einwegpasswort per Email. Ist jetzt nicht unbedingt unsicher, aber man gibt halt wieder Daten an. Auch mit dem Telefonbuch findet hier ein Abgleich statt. Der Standort des Unternehmens ist hier auch die Schweiz, und der Punkt 3 ist hier abgehakt. Punkt 1 kommt direkt hinterher, weil es auch hier eine Ende-zu-Ende Verschlüsselung gibt.

myEnigma für Android und iOS.

Es gibt aber auch noch…

Klar gibt es noch andere Messenger wie Joyn, was aber nur Vodafone und T-Mobile Kunden nutzen können. Dann sind da noch Viber, Yahoo!, Hike oder die Messenger der Großen Facebook Messenger und Hangouts von google. Viele kann man auch am Computer oder im Browser nutzen, aber mit der Sicherheit sieht es eventuell anders aus. Ich habe auch nur die drei Messenger aufgeführt, die ich mal für einen ausgiebigen Test installiert habe.

Ich will nicht wechseln, weil kein anderer das nutzt.

Also mal ehrlich Leute. Habt ihr die Anfangszeit von WhatsApp vergessen. Da hieß es vom ersten “Ich schreibe keine SMS mehr, ich nutze WhatsApp. Das kostet dann nichts”. Und was bekam man zu hören? “Was ist WhatsApp?” oder “Ich weiß nicht wie man so was benutzt”. Heute hat es jeder. Und genau so wird das bei den anderen Messengern auch sein. Ich muss mir immer an den Kopf fassen, wenn im TV oder im Netz eine leere Kontaktliste als Negativpunkt gewertet wird. Es sagt ja auch niemand, dass man von heute auf morgen wechseln soll, und die alte App nicht mehr anpackt. Man kann auch gucken mit was man besser klar kommt. Und man kann auch mehrere Apps nutzen, wenn man unbedingt auf allen Kanälen erreichbar sein will.

Eine kleine Hilfe noch, wenn ihr trotz Telefonbuchabgleich keine Kontakte seht, oder euch nur der ein oder andere fehlt, dann könnte es an der Schreibweise der der gespeicherten Telefonnummer liegen. myEnigma schreibt in ihren FAQ zum Beispiel folgendes:

myENIGMA macht einen Abgleich der Telefonnummern aus Deinem Adressbuch mit myENIGMA-Nutzern. Die Telefonnummern sollten hierzu im internationalen Format (z.B. +41123456789) gespeichert sein, ansonsten ist der Abgleich nicht möglich. Du musst also als erstes sicherstellen, dass Deine Kontakte eine internationale Nummer mit einem + am Anfang, gefolgt vom Ländercode und der Telefonnummer haben.

Also einfach mal prüfen woran es haken könnte. Testet einfach mal einige andere Apps aus, auch wenn diese etwas kosten. Es macht auch nichts, wenn ihr mal sagt, dass ihr über den einen Weg nicht erreichbar seid. Es wird heutzutage ja auch keiner mehr schief angeguckt, wenn er keinen Facebookaccount hat. Und wenn alle Stricke reißen, schicken wir halt SMS, Schicken Rundmails oder nutzen Foren.